kurze einleitung: ich gehe mal davon aus, dass die meisten singles keine selbsternannten eremiten sind, die zwecks selbsterleuchtung und -findung auf jegliche geselllschaft verzichten und sich selbst genug sind. ich folge einer these, dass jeder jemanden braucht und dass die behauptung "ich brauche niemanden" oft schlichtweg gelogen ist. auch wenn jeder bestimmt gerne mal alleine ist und die stille genießt oder auch mal die voll aufgedrehte anlage mit der lieblingsmucke, denke ich, dass es immer wieder momente der einsamkeit gibt. nicht nur die, in denen es einem dreckig geht und man mal wieder aufbaubedarf hat oder anlehnungsbedürfnis herrscht, ich meine die momente, in denen man auch schönes teilen will, nur leider keiner da ist, mit dem man es kann. klar hat man freunde, bekannte, kontakte oder wie man es auch immer einordnen mag, aber hat es nicht schon etwas von arbeitsteilung, dass man für verschiedene sachen (oder emotionen?) oft unterschiedliche ansprechpartner hat? gibt es momente oder ganze phasen der einsamkeit bei euch? wie geht ihr damit um? oder seid ihr zeitlich so eingebunden, dass ihr gar keine zeit für so ein gefühl habt?
geht so
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Thema: Re: Einsamkeit Mi 6 Jun - 7:30:27
einsamkeit und alleinsein sind – wie du schon schreibst – zwei verschiedene dinge, auch wenn sie im zusammenhang stehen, sich gegenseitig bedingen können, aber eben nicht müssen.
wie viele sicher kein problem mit dem alleinsein haben, gibt es sicher einige, für die das nicht-alleinsein ein erstrebenswerter oder gar zwingender zustand ist, um sich nicht einsam zu fühlen.
es gibt aber auch menschen für die das alleinsein genau der schutzraum ist, um einsamkeit nicht zu spüren, weil die belastung des „nicht-dazugehören“-gefühls sich dann entspannt.
„ich brauche niemanden“ ist aber vielleicht doch noch gesünder als „ich brauche jemanden“, wobei ich dir recht gebe, dass die, die sagen „ich brauche niemanden“, wahrscheinlich gerade diejenigen sind, auf welche das „ich brauche jemanden“ zutrifft.
sidneybristow
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Thema: Re: Einsamkeit Do 7 Jun - 11:08:10
was meinst du mit "nicht dazugehören"-gefühl? dieses gefühl, nicht zu den glücklichen pärchen zu gehören, die jemanden gefunden haben, mit dem sie fast alles teilen können/wollen?
meine mutter ist jetzt seit 3 jahren witwe und auch wenn ihre ehe in den letzten jahren kein highlight war und sie bestimmt in mancherlei hinsicht erleichtert ist, macht ihr die tatsache, dass sie alles allein bewältigen muss, erheblich zu schaffen. wenn man muss, dann kann man zur not alles irgendwie alleine hinkriegen. ich halte das zwar nicht für erstrebenswert, weil das miteinander einen gerade bereichert und auch oft herausfordert, aus der reserve lockt und neue einsichten beschert. ich glaube aber, dass viele menschen sich mit aktionismus und vollen adresslisten über die tatsache hinwegtäuschen, dass sie doch manchmal einsam sind. ich nehme mich da auch nicht aus.
ein spruch mit dem titel "Höhere Mathematik", den meine mutter als erste in mein poesiealbum schrieb war von Eugen Roth: "Der Freunde Zahl weiss keiner, auf alle Fälle ist sie - kleiner."
geht so
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Thema: Re: Einsamkeit Do 7 Jun - 17:57:24
nö, meint ich weniger oder eher allgemeiner. das hat glaub auch nichts damit zu tun, dass man anderen etwas neidet, nicht gönnt. aber wenn du z.b. schreibst, dass die ehe deiner mutter nicht mehr das war (aus welchen gründen auch immer), so könnte dies ja eine ähnliche situation gewesen sein. wenn keine verbindung zum anderen hergestellt werden kann oder nicht mehr besteht, kann man sich mit jemandem einsamer fühlen, als wenn man allein wäre. unabhängig davon, ob es sich nun um einen partner, die arbeitskollegen oder sonst wen handelt.
sidneybristow
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Thema: Re: Einsamkeit Fr 8 Jun - 10:13:45
klar, einsamkeit zu zweit, das gibts bestimmt auch oft. alles unter der rubrik "lieber eine schlechte beziehung als gar keine" ist dort bestimmt einzuordnen.
die frage ist auch, wie nah müsste man sich sein, damit man sich nicht mit jemandem einsam fühlt? nimmt man noch mal als beispiel die ehe meiner eltern, kann ich nur sagen, dass es viele dinge gab, die sie miteinander teilten. nicht nur die kinder, der gemeinsame haushalt, etc. ich meine gemeinsame interessen, werte, weltanschauungen. was ich persönlich als dilemma sehe, ist die tatsache, dass man in einer beziehung den anderen irgendwann als selbstverständlich betrachtet, immer vorhanden. und dann geraten die unangenehmen züge des anderen plötzlich mehr ins scheinwerferlicht. das passiert nicht nur in beziehungen, auch in freundschaften.
im wegfall des partners/freundes fällt einem wieder auf, was man an ihm/ihr geschätzt hat.
aber zurück zu der ausgangsfrage, die ich um eine erweitern will: wie geht ihr mit einsamkeitsgefühlen um? was heisst überhaupt einsamkeit für euch? stürzt ihr euch ans telefon, ruft die beste freundin/den besten freund an? schnappt ihr euch ein buch? setzt ihr euch an den computer und checkt den emailaccount? oder surft ihr sowieso gleich bei facebook rauf und runter? oder horcht ihr nur in euch?
Henne Admin
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Thema: Re: Einsamkeit Sa 23 Jun - 0:07:50
Ich habe das Single-Dasein nie als Einsamkeit empfunden. Aber vielleicht sind wir Männer da anders. Wir brauchen keinen, der sich unser "Leiden" anhört, oder keinen, dem wir unsere Emotionen unbedingt erzählen möchten.
Ja, natürlich wenn man Arbeit hat, kann man das Single-Leben an 5 Tagen in der Woche nicht als Einsam bezeichnen. Da ist man sogar recht froh, wenn man am Wochenende mal einfach den Mund halten kann, nicht immerzu nach Ideen für irgendwelchen Problemchen befragt wird. Man also einfach mal seine Ruhe hat. Wenn dann noch sehr gute Nachbarn neben einem wohnen, dann hat man ein sehr harmonisches Leben.
Bevor einem langweilig wird, organisiert man sich ein Treffen mit Freunden, oder besucht die eigenen Verwandten. Weil das bei mir immer mit einer Fahrt von 200 km verbunden war, und ich in der alten Heimat auch noch gute Freunde habe, waren solche Wochenenden immer zeitlich voll ausgefüllt, und ich war froh, das nächste Wochenende mal wieder für mich zu haben. Aber es kam oft vor, dass ich Freitags bei meiner Oma anrief, und Bescheid gab, dass ich nächsten Tag zum Frühstück da bin. Sie freute sich natürlich immer über Besuch, und für mich waren die zwei Tage wie Urlaub mit "Familie".
Ansonsten hatte ich wirklich meine täglich Freizeit zwischen 18 und 24 Uhr immer gut ausgefüllt. Im Sommer fast täglich von 19-20 Uhr schwimmen im Freibad, Mittwochs öfter mal ins Kino, wenn nicht gerade Linux-Treffen war. Freitags war meistens der Tag, wo ich bei Bekannten deren Computer von Viren und anderen Problemchen befreit habe. Das war dann natürlich nicht nur Computer-Hilfe, sonder meisten auch verbunden mit einem guten Essen, Grillen, und Quatschen. Einer meiner Kumpels hat im Keller ein Gäste-Zimmer, welches ich des öfteren benutzt habe und von Freitag Abend gleich das ganze Wochenende dort geblieben bin. Als Single kann man so etwas ja sehr schnell entscheiden, wenn es Nachts um 01:00 Uhr zu spät wird, um nach hause zu fahren, dann bleibt man einfach da. Man lebt dann quasi an so einem Wochenende mit dieser Familie.
Falls mal wirklich das Wochenende drohte leer zu bleiben, habe ich am Samstag Nachmittag einfach einen Kumpel (ebenfalls Single) angerufen und wir sind zusammen zur U40-Party gefahren.
Ja, natürlich hatte ich auch noch ein Hobby, ein Linux-Open-Source-Project, wo man stundenlang Zeit rein stecken kann. Wenn dann noch Luft war, habe ich den TV an gemacht. Ich hatte also eigentlich meine Zeit so gut gut ausgefüllt, dass ich oft erst nach Mitternacht ins Bett kam.
Ich hatte so viel um die Ohren, dass meine jetzige Freundin bei den ersten Gesprächen Angst hatte, dass ich für sie keine Zeit übrig haben würde.
Ich denke, es ist einfach eine Frage, wie man sich arrangiert, ob man sich selbst einsam fühlt. Man kann auch mit einem Partner "einsam" sein.